18 Tonnen pure Industriekultur sind zurück in Lendringsen: Eine von drei „Bessemerbirnen“, die sich einst im Eisenwerk Rödinghausen befanden, kehrt nach fast 30 Jahren an seine alte Wirkungsstätte zurück. Nachdem das schwere Gerät von 1915 bis in die 60er-Jahre der Stahlproduktion diente, wurde es 1999 nach der Schließung des Eisenwerkes zur Einlagerung in das LWL-Industriemuseum Henrichshütte in Hattingen gebracht. Seit ein paar Wochen steht eine der Birnen wieder in Lendringsen, nur wenige hundert Meter vom ursprünglichen Ort entfernt. Zunächst war diese jedoch noch blickdicht verhüllt.
Am vergangenen Sonntag wurde die Bessemerbirne schließlich in einem sehr gut besuchten Event enthüllt und feierlich der Öffentlichkeit präsentiert. Bei Bratwurst, Waffeln und Musik gab es nicht nur Grußworte aus der Politik zu hören, sondern auch interessante Berichte der Beteiligten von Stadt Menden und LWL zur Historie der Birne und wie es schließlich dazu kam, dass sie wieder nach Menden-Lendringsen zurückkehrte. Diese Rückholaktion war ein gemeinsames Projekt, das durch viele Helfer und Sponsoren überhaupt erst ermöglicht wurde.
Auch wenn die meisten unserer Mitglieder bei Schließung des Eisenwerkes noch überhaupt nicht geboren waren, haben wir als Junge Union Menden dieses Projekt mit großem Interesse verfolgt. Darum war es für uns selbstverständlich, zahlreich auf dem Enthüllungsevent zu erscheinen und so unserer Wertschätzung dieses Projektes Ausdruck zu verleihen. Uns freut generell, dass so viele Menschen sich dazu entschlossen haben, am Sonntagvormittag das Event zu besuchen – dies zeigt, dass Industriekultur den Bürgern wirklich am Herzen liegt.
Was ist eine „Bessemerbirne“?
Die Bessemerbirne ist ein historisches Gerät, das im 19. Jahrhundert vom Engländer Henry Bessemer erfunden wurde, um Eisen in Stahl zu verwandeln. In diesem birnenförmigen Behälter wird Luft durch flüssiges Roheisen geblasen, wodurch unerwünschte Verunreinigungen wie Kohlenstoff verbrannt werden. Das Ergebnis ist hochwertiger Stahl, der deutlich stärker und vielseitiger ist als Roheisen. Mit der Bessemerbirne konnte Stahl erstmals im industriellen Maßstab, also kostengünstig und in großen Mengen, hergestellt werden. Diese Erfindung hat die Stahlproduktion revolutioniert und wesentlich zur Industrialisierung beigetragen.
Warum sollte Industriekultur gepflegt werden?
Industriekultur bildet, bewegt und begeistert. Sie zeigt, dass unsere moderne Welt nicht einfach vom Himmel gefallen ist, sondern durch klugen Erfindergeist und harte Arbeit geschmiedet wurde. Gerade unsere Region, das westliche Sauerland, lebt seit mehr als 200 Jahren von der Industrialisierung: Es war eines der ersten Zentren für Eisenverarbeitung in Deutschland, wovon nicht nur viele Industriedenkmäler zeugen: Auch bis heute lebt der Innovationsgeist in den heimischen Unternehmen, sodass sich auch nach wirtschaftlichem Strukturwandel noch eine starke verarbeitende Industrie vor Ort findet. Viele der modernen Prozesse basieren auf Errungenschaften aus dem 19. Jahrhundert , die bis heute zum Lehrstoff für Fachkräfte und Ingenieure gehören. Eine gut gepflegte Industriekultur bewahrt nicht nur heimische Geschichte, sondern kann auch neue Generationen für Technik und Industrie begeistern.
Gerade deshalb befürworten wir als Junge Union Menden dieses Projekt ausdrücklich. Wir bedanken uns bei allen Beteiligten, die den „Umzug“ der Bessemerbirne überhaupt erst ermöglicht haben. Dazu zählen u.a. der LWL, das Kulturbüro der Stadt Menden sowie die zahlreichen heimischen Unternehmen und Institutionen, die sich mit physischer Arbeit, technischer Expertise oder finanzieller Unterstützung beteiligt haben.