Albtraum für Pendler: Bahn schneidet das Sauerland für 2 Monate vom Ruhrgebiet ab

Bis Mitte Dezember keine Züge vom Oberen Ruhrtal nach Dortmund ‒ Alternativrouten auch stark eingeschränkt

Ab Ende dieser Woche gibt es im Bahnverkehr zwischen Sauerland und östlichem Ruhrgebiet massive Einschränkungen. Grund dafür sind mehrere Baustellen an der Strecke Hagen-Hamm, die gebündelt ausgeführt werden. Dazu zählt eine neue Eisenbahnbrücke zwischen Unna und Holzwickede über die Autobahn A1, eine neue Unterführung im Abzweig nördlich von Schwerte (der auch von dem RE 57 befahren wird) und kleinere Arbeiten an Lärmschutzwänden zwischen Schwerte und Hagen.

Die Bahnverbindung von Dortmund ins Sauerland ist beliebt – einerseits bei Pendlern wie z.B. Berufstätigen und Studenten, andererseits aber auch im Freizeitverkehr. Durch die kommenden Bauarbeiten werden sich die Fahrzeiten massiv verlängern. Was genau auf die Fahrgäste zukommt, haben wir hier kurz aufgelistet.

Eine Übersicht über die betroffenen Verbindungen

Folgende Verbindungen sind betroffen:

  • RE 17 Hagen Hbf ‒ Warburg (Westf):
    19.10. bis 25.10.: Ersatz durch SEV zwischen Hagen und Meschede
    26.10. bis 24.11.: Ersatz durch SEV zwischen Neheim-Hüsten und Meschede
  • RE 57 Dortmund Hbf ‒ Brilon Stadt / Winterberg:
    19.10. bis 24.11.: Ersatz durch SEV zwischen Dortmund und Meschede
    25.11. bis 14.12.: Ersatz durch SEV zwischen Dortmund und Fröndenberg
  • RB 53 Dortmund Hbf ‒ Iserlohn:
    19.10. bis 17.12.: Ersatz durch SEV auf kompletter Strecke
  • RB 54 Unna ‒ Neuenrade:
    dauerhaft: Ersatz durch SEV zwischen Unna und Fröndenberg
  • RB 59 Dortmund Hbf ‒ Soest:
    19.10. bis 17.12.: Ersatz durch SEV zwischen Holzwickede und Unna
  • S4 Unna ‒ Dortmund-Lütgendortmund:
    bis 3.11.: Ersatz durch SEV zwischen Unna und Dortmund-Stadthaus
  • RE 7 Rheine ‒ Krefeld:
    19.10. bis 17.12.: Ersatz durch SEV zwischen Hagen Hbf und Unna
  • RE 13 Venlo ‒ Hamm (Westf):
    19.10. bis 17.12.: Ersatz durch SEV zwischen Hagen Hbf und Hamm (Westf)
  • RE 34 Siegen ‒ Dortmund Hbf:
    19.10. bis 20.10. und 26.10. bis 27.10.: Ersatz durch SEV zwischen Letmathe und Dortmund Hbf

Wie komme ich nun nach Dortmund?

Aus Richtung Menden besteht die Schwierigkeit, dass die SEV-Busse in einer anderen Fahrplanlage fahren als der Zug, sodass sich ungünstige Umsteigezeiten ergeben. Anstatt von Menden die RB 54 zur Minute 41 zu nehmen, muss man den Zug zur vollen Stunde in Richtung Fröndenberg nehmen. In Fröndenberg besteht 12 Minuten Umsteigezeit für den Bus nach Dortmund (Abfahrt zur Minute 19). Bis zum Hauptbahnhof braucht der SEV nach Plan 58 Minuten. Die Gesamtfahrzeit von Menden nach Dortmund Hbf beträgt also etwa 80 Minuten statt der üblichen 40.

Von Lendringsen, Balve und Neuenrade ist die Situation noch schwieriger: Hier muss eine ganze Stunde mehr Fahrtzeit eingeplant werden, es entsteht aufgrund der anderen Fahrplanlage des SEV eine lange Umsteigezeit von 30 Minuten in Fröndenberg.

Je nach genauem Wohnort können folgende Verbindungen interessant sein:
Für die Stadtteile Bösperde und Halingen: Buslinie 27 nach Unna Bahnhof ‒ dann die S-Bahn S4 in Richtung DO-Lütgendortmund (dies geht erst ab dem 4.11., sobald die S4 wieder fährt)
Für den Stadtteil Platte Heide: Buslinie 22 nach Iserlohn Stadtbahnhof (Ankunft zur Minute 10) ‒ dann den RE 16 nach Hagen Hbf ‒ dann die S5 nach Dortmund Hbf ; alternativ von Iserlohn den SEV RB 53 nach Dortmund.

Allgemein gilt jedoch: Wer die Möglichkeit hat, sollte mit dem Auto fahren oder Fahrgemeinschaften bilden. Mit dem öffentlichen Nahverkehr gibt es momentan schlicht und ergreifend keine guten Optionen.

Unsere Meinung zum ganzen Thema:

Die Bündelung von Baustellen kann grundsätzlich eine gute Strategie sein – gerade bei langwierigen Baustellen wie dem Neubau von Brücken, wie es nun nördlich von Schwerte sowie zwischen Unna und Holzwickede der Fall ist. Es ist auch prinzipiell verständlich, dass man die Behinderungen auf der Strecke Hagen ‒ Hamm, die auch für den Fernverkehr relevant ist, so gering wie möglich halten will. Aber: Ist es wirklich sinnvoll, eine ganze Region effektiv vom Ruhrgebiet abzuschneiden?

In naher Vergangenheit gab es bereits öfter Baustellen auf der Strecke des RE 57. Es war immer möglich, die Linie über Schwerte und die Güterzugverbindung über Hagen-Vorhalle nach Witten umzuleiten. Dies war meist etwa 15-20 Minuten länger, aber immer noch deutlich schneller und komfortabler als ein Schienenersatzverkehr. Zudem passten die Umsteigezeiten in Fröndenberg weiterhin. Es ist logisch, dass diese Umleitung nicht möglich ist, solange auch der RE 17 nach Hagen ausfällt – welches aber nur für eine Woche der Fall ist. Es stellt sich die Frage, wieso der RE 57 in der restlichen Zeit nicht die Umleitungsstrecke fahren kann.

Zwei weitere Dinge, die aus unserer Sicht unverständlich sind:

Muss der SEV des RE 57 wirklich den Bahnhof DO-Hörde anfahren? Angenommen der SEV fährt von Fröndenberg in Richtung Unna und dort auf die B1, ist der Bahnhof Hörde von dort wieder ein signifikanter Umweg nach Süden, der ungefähr 15 Minuten mehr Zeit kostet. Hörde ist allerdings über die Stadtbahn gut an den Dortmunder Hbf angebunden. Unserer Meinung nach wäre die Zeitersparnis einer direkten Anfahrt des Hbf sinnvoller als die Bedienung des Stadtteils Hörde.

Ebenfalls ungünstig finden wir, dass keinerlei Rücksicht auf die Umsteigerelation mit der Hönnetalbahn genommen wurde. Zwar halten sich die Auswirkungen von den Stationen Menden-Mitte und Bösperde noch in Grenzen, da der kurze RB54-Ast stattdessen genutzt werden kann. Für alle aus Lendringsen, Balve und Neuenrade ist die Situation aber unterirdisch. Man hätte entweder den Schienenersatzverkehr besser auf die Hönnetalbahn abstimmen können oder anders herum die Fahrtzeiten der Hönnetalbahn temporär ändern können.

Alles in allem zeugt die Gesamtplanung dieser zweimonatigen Baustellenphase von mangelnder Flexibilität und falschen Prioritäten. Wir hoffen, dass im Laufe des Betriebs eventuell noch in einigen Punkten nachgebessert werden kann. Die Hoffnung dafür hält sich aber in Grenzen.

Es zeigt sich wieder einmal: Wer auf die Bahn zwingend angewiesen ist, schaut wieder einmal in die Röhre. So kann der öffentliche Nahverkehr nie zu einer ernsthaften Alternative zum Auto werden.

  • Beitrag veröffentlicht:13. Oktober 2024
  • Beitrags-Kategorie:Themen
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